Erfahrungsbericht der Milesight MS-C5361-EPB Netzwerkkamera

Die Webcam Milesight MS-C5361-EPB ist auf dem Dach der KVA Thun als Wetterwebcam im Einsatz. Ich berichte hier über meine Erfahrungen mit dieser Kamera.

In diesem Test ist die Kamera vor allem unter dem Gesichtspunkt einer Webcam zur Wetterbeobachtung beurteilt worden. Es wurden nur einzelne Merkmale geprüft, Funktionen für die Raumüberwachung beispielsweise wurden nicht beachtet.

Installation und Bedienung

Die Installation der Kamera ist recht einfach. Mit dem zusätzlich erhältlichen Set zur Pfostenmontage wurde sie an den Masten geschraubt. Von der Kamera führt das Netzwerkkabel ins Gebäudeinnere. Die Kabelanschlüsse und Gehäuseöffnungen sind mehrfach abgedichtet, so dass keine Feuchtigkeit ins Kamerainnere gelangen sollte. Über das Eathernetkabel läuft auch die Stromversorgung (Power over Ethernet, es gibt auch Modelle ohne). Im Gebäude erfolgt dann die Einspeisung ins Netzwerkkabel via separat erhältlichem Injektor.

Der Kamera wird mit dem als Download erhältlichen Programm SmartTools eine IP zugewiesen. Dieses Programm findet alle Milesight Kameras im Netzwerk und listet sie auf.

Danach kann die Milesight Netzwerkkamera über den Browser aufgerufen werden. Es wird dann gleich eine Live Ansicht angezeigt. Hier kann nun die Kamera gesteuert werden, mit schwenken und zoomen. Die Positionen können einfach mit einem Klick gespeichert und auch wieder abgerufen werden. Es stehen zwei Übertragungsmodi zur Verfügung: Web Components und Mjpg. Ersteres läuft via ActriveX und liess sich nur über den Internet Explorer aktivieren und läuft nicht auf anständigen Browsern wie Firefox oder Chrome. Dort bleibt nur Mjpg. Es können auch Einzelbilder als jpg direkt aufgerufen werden. Die gespeicherten Positionen können ebenfalls über einen Link angesteuert werden. So kann die Kamera auch via Skript gesteuert werden.

Etwas eigenartig ist das Bildformat der Liveansicht: Hier kann man wählen zwischen 1:1 und automatisch. Bei 1:1 wird das Bild in 100% Zoom dargestellt, bei auto wird es sowohl auf Fensterbreite wie Höhe verzerrt. Bei schmalem und hohem Browserfenster hat man auch ein entsprechend verzerrtes Bild. Die eingentlich sinnvollste Ansicht, das automatische einpassen ins Fenster im richtigen Bildverhältnis, beherrscht die Kamera nicht.

Bildqualität

Das gewählte Modell der Kamera schiesst Bilder in einer maximalen Auflösung von 2560x1920 Pixeln. Das Format ist also 4:3. Die Bilder werden rund 400-1000 kB gross bei akzeptabler Kompression. Diese lässt sich jedoch nicht einstellen. Dafür unterstützt die Milesight Webcam HDR, was die Bildqualität bei starken Helligkeitsunterschieden verbessert.

Die Netzwerkkamera hat manuellen sowie Autofokus. Das manuelle Einstellen der Schärfe ist ziemlich fummelig. Man muss auf eine Schaltfläche klicken um die Schärfeebene vor- und zurück zu verschieben. Leider verschiebt sie sich nicht immer um den gleichen Betrag und man trifft die richtige Ebene nur mit Glück. Der Autofokus funktioniert beim vorliegenden Modell bereits nicht mehr. Auch eine für eine bestimmte Position gespeicherte Schärfeebene verschiebt sich beim Zoomen wieder und die Bilder werden allesamt unscharf. Das war am Anfang noch nicht so. Daher sind die Bilder leider nicht mehr absolut scharf.

Ansonsten lässt sich bei der Bildqualität für den verlangten Preis nichts aussetzen. Natürlich sind die Bilder in der Nacht, wie bei Netzwerkkameras üblich, von ziemlich schlechter Qualität verglichen mit einer Fotokamera. Sie kann die Verschlusszeit nur bis zu 1/5 s erhöhen. Trotzdem lassen sich in manchen Nächten sogar einzelne helle Sterne auf dem Bild ausmachen. In der Nacht lässt sich die Kamera auch in einen Schwarz/Weiss Modus umschalten. Dies kann über eine Zeitsteuerung oder über die Helligkeit gehen.

Die Farben gehen auch in Ordnung, sie sehen recht natürlich aus.

Ausstattung und Funktionsumfang

Die Bilder können mit Datum, Zeit und einem Text versehen werden. Es können dafür verschiedene Grössen gewählt werden. Allerdings wird selbst mit der kleinsten Grösse der Text ziemlich gross (wie in den Beispielbildern oben).

Die Kamera unterstützt auch Infrarotaufnahmen. Für die Wetterbeobachtung ist diese Funktion sinnlos, die eingebaute IR Lampe reicht nur wenige Meter weit und die Kamera ist kein Nachtsichtgerät. Ein Unterschied ist zwischen IR und Normalmodus ist nachts nicht zu sehen, ausser dass die IR Bilder schwarzweiss sind.

Für eine Wetterkamera sehr praktisch ist, dass sie sich bis 30° nach oben schwenken lässt. So lassen sich Wolken perfekt beobachten. Das war bei den Vorgängerkameras, die sich nur knapp über den Horizont neigen konnten, immer ein Wermutstropfen.

Die Kamera hat natürlich noch viel mehr Funktionen, die aber vor allem für die Überwachung gedacht sind nur wenige bei einer Wetterkamera nutzen werden. Daher werden diese hier nicht weiter erwähnt.

Erfahrungen

Wie erwähnt funktioniert der Fokus bereits nach einigen Monaten nicht mehr richtig. Da ich keine Lust hatte, wieder die Kamera vom Mast zu holen und einzuschicken und sich das Problem umgehen lässt (mit Verzicht auf Zoom) habe ich bisher nichts unternommen.

Die einzelnen Positionen werden nicht sehr präzise angefahren. Daher ruckelt der Zeitraffer doch deutlich sichtbar.

Setzt sich ein grösserer Vogel auf die Kamera, was doch immer wieder mal vorkommt, wird die Positionierung komplett verschoben. Die Kamera macht dann Bilder vom Boden. Die Position wird offenbar nicht hardwaremässig überwacht sondern nur via Software. Abhilfe schafft dann nur eine Neukalibirierung der Position, indem die Kamera komplett nach oben und komplett nach unten gefahren wird. Dies wird nun nach zwei Krähenbesuchen vor jeder Sequenz zum Abfahren der Positionen so gemacht. Nach etwas mehr als einem Jahr Betrieb verschärften sich die Positionierungsprobleme. Die Kamera hatte nun einen horizontalen Drift, d.h. die angefahrenen Positionen wanderten immer weiter nach links. Abhilfe schaffte, dass die Kamera nach abfahren der Poaitionen in die Gegenrichtung zurückgedreht wird. Vorher drehte sie von der letzten zur ersten Position einfach in gleicher Richtung weiter, da dieser Weg deutlich kürzer ist. Auch kommt es hin und wieder vor, dass die Kamera die Positionierung nach einem Neustart komplett verliert. Sie fährt dann die Positionen in eine ganz andere Himmerlsrichtung an und alle Positionen müssen neu eingestellt werden. Der offensichtliche Verzicht auf eine hardwaremässige Prüfung der Positionierung offenbart sich als grösserer Mangel.

Fazit

Die Milesight MS-C5361-EPB bietet eine gute Bildqualität für die Wetterbeobachtung zu einem vernünftigen Preis. Durch die Schwenk und Zoomfunktion eignet sie sich besonders für Standorte mit guter Rundumsicht.

In einigen Details wird die Herkunft aus China sichtbar. Frühe Ausfälle und der Verzicht einer Hardwaremässigen Positionsüberwachung fallen negativ ins Gewicht. Wer eine günstige Kamera mit guter Bildqualität sucht, kann zu der Milesight greifen, wer ein ausgereiftes System mit geringer Fehleranfälligkeit sucht, lässt lieber die Finger davon.

Übersicht wichtigster positiver/negativer Punkte

Positiv

+ Gute Bildqualität

+ Passabler Preis

+ Blick bis 30° nach oben möglich

+ Power over Ethernet möglich

Negativ

- Autofokus funktioniert schon nach kurzer Zeit nicht mehr richtig

- Positionierung des PTZ unstabil und könen bei äusseren Einflüssen (z.B. Vögel) verschoben werden

- Liveansicht funktioniert nur mjpeg auf Firefox oder Chrome

- Eher wenig Konfigurationsmöglichkeiten (z.B. Kompression Einzelbilder fehlt, Textgrösse im Bild)